Welche Sichtweisen haben Stakeholder*innen auf den Markthochlauf?
02. Mai 2023
acatech und DECHEMA veröffentlichen Ergebnisse zum Stakeholder-Dialog des Wasserstoff-Kompasses.
Der Wasserstoffhochlauf in Deutschland braucht aus Sicht verschiedener Anspruchsgruppen einen Gesetzesrahmen, der Marktakteuren Planungs- und Investitionssicherheit liefert. Das geht aus dem heute veröffentlichten Synthesepapier „Wasserstoff-Kompass: Ergebnisse des Stakeholder-Dialogs“ hervor. Die Publikation fasst die wichtigsten Ergebnisse eines einjährigen Dialogprozesses zusammen, an dem sich Vertreter*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, organisierter Zivilgesellschaft und öffentlicher Verwaltung beteiligten. „Unser Stakeholder-Dialog zeigt deutlich, dass grundlegende Fragen des Markthochlaufs noch offen sind“, so das Fazit von Jasper Eitze, Co-Projektleiter auf Seiten von acatech, Deutsche Akademie der Technikwissenschaften. „Beispielsweise gibt es unter Stakeholder*innen eine intensive Diskussion darüber, ob zu Beginn des Hochlaufs Wasserstoff vorrangig oder sogar ausschließlich jenen Anwendungen zur Verfügung stehen sollte, für die es keine direktelektrischen Alternativen gibt, wie beispielsweise dem Stahlsektor.“ Jens Artz, Projektleiter bei DECHEMA, Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie, sagt: „Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, organisierter Zivilgesellschaft und Verwaltung ist bewusst, wie wichtig Akzeptanz gegenüber Wasserstofftechnologien ist, damit sich der Markthochlauf effizient vollziehen kann.“
Zwischen Herbst 2021 und Herbst 2022 führten acatech und DECHEMA diverse Formate (Umfrage, Workshops, Konferenz mit World-Cafés) durch, um die Sichtweisen verschiedener Anspruchsgruppen auf den Wasserstoffmarkthochlauf in Deutschland einzuholen, Stakeholder*innen in den Austausch zu bringen und – wo möglich – auf ein gemeinsames Zielbild einer künftigen Wasserstoffwirtschaft hinzuwirken. Am Dialog nahmen zusätzlich auch Mitglieder der im Verbund organisierten Wasserstoff-Leitprojekte sowie Vertreter*innen relevanter Forschungs- und Entwicklungsprojekte teil. Ergebnisse bereits durchgeführter oder laufender Befragungen von Stakeholder*innen durch andere Akteure flossen ebenso in die Arbeit ein.
Die heute erschienene Publikation führt die wichtigsten Ergebnisse zu vier Themenfeldern auf, entlang derer sich der Stakeholder-Dialog strukturierte:
• Import- und Nachhaltigkeitskriterien: Die Stakeholder*innen waren sich einig, dass Wasserstoffimporte notwendig sein werden. Einigkeit bestand auch hinsichtlich der konkreten ökologischen und partizipatorischen Voraussetzungen für die Wasserstoffgewinnung im jeweiligen Exportland. Dissens herrschte hingegen dazu, wie und unter welchen Voraussetzungen Importe im internationalen Umfeld überhaupt realisiert werden sollten und könnten.
• Stellschrauben für den heimischen Markthochlauf: Die Stakeholder*innen waren sich einig, dass der Hochlauf darauf angewiesen ist, dass Kosten angebots- wie nachfrageseitig sinken.
• Priorisierung von Wasserstoffanwendungen: Ob die Verteilung von Wasserstoff dem freien Markt überlassen oder staatlich gelenkt werden sollte, bewerteten Stakeholder*innen sehr unterschiedlich. Dementsprechend kontrovers verliefen die Diskussionen über Dauer, Instrumente, Kriterien und Ziele einer solchen möglichen Politik.
• Öffentliche Wahrnehmung und Management von Erwartungen durch die Bundesregierung: Die meisten Stakeholder*innen sahen die Akzeptanz von Wasserstofftechnologien als Voraussetzung für den Hochlauf. Entsprechend detailliert waren die Empfehlungen, welche Schritte die Bundesregierung in Bezug auf Öffentlichkeitsarbeit unternehmen sollte.
Über das Projekt Wasserstoff-Kompass
acatech und DECHEMA führen seit Juni 2021 das zweijährige Projekt Wasserstoff-Kompass durch. Neben dem Stakeholder-Dialog erarbeiten acatech und DECHEMA mithilfe einer Meta-Analyse einen Überblick über Wege in die Wasserstoffwirtschaft sowie entsprechende Handlungsoptionen mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen. Die Projektergebnisse werden gesammelt im Herbst 2023 in einem Online-Tool veröffentlicht. Diese kann die Politik als Grundlage für eine Wasserstoff-Roadmap nutzen. Das Projekt Wasserstoff-Kompass wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.